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antikapitalistisch, praktisch - gut.

 

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Am 5. März 1871 wurde Rosa Luxemburg als fünftes Kind des jüdischen Holzfällers Eliasz Luxenburg und dessen Frau Line (geb. Löwenstein) geboren.

Gegen den Nationalismus der «Polnischen Sozialistischen Partei» (PPS) gründet sie 1893 zusammen mit Leo Jogiches und Julian Marchlewski (Pseudonym: Julius Karski) die Zeitschrift «Sprawa Robotnicza» (Arbeitersache). Rosa Luxemburg war der Auffassung, dass die Unabhängigkeit Polens nur durch eine Revolution in Deutschland, Österreich und Russland möglich wäre. Wichtig sei der Kampf gegen den Kapitalismus an sich und nicht der für die Unabhängigkeit Polens. Luxemburg leugnet das Selbstbestimmungsrecht der Nationen, ein Grund für den späteren Streit mit Lenin.

Zusammen mit Karl Liebknecht gründete sie Ende 1915 (1.1.1916) die Gruppe «Internationale» bzw. den Spartakusbund, der zunächst den «Burgfrieden» ablehnte und vehement bekämpfte. Bereits am 28. Juni 1916 wurde sie daher zusammen mit Karl Liebknecht zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Während dieser Zeit schrieb sie mehrere Artikel, darunter auch «Die Russische Revolution», in der sie auf die Gefahr einer Diktatur der Bolschewiki in Russland hinwies. Dennoch rief sie zu einer Diktatur nach bolschewistischem Vorbild auf. Als Agitatorin wurde Rosa Luxemburg bei schweren, bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen zwischen der SPD-Reichsregierung unter Ebert und den «Roten», ein Konglomerat aus USPD, Spartakus, Soldatenräten und Volksmarine-Soldaten, schliesslich am 15. Januar 1919 zusammen mit Karl Liebknecht von Freikorps-Soldaten in Berlin verhaftet und getötet.

Dialektik von Spontaneität und Organisation

Zentrales Moment ihres Denkens bildet die Dialektik von Spontaneität und Organisation. Spontaneität und Organisation sind nicht zwei von einander zu trennende oder gar getrennte Dinge, sondern zwei verschiedene Momente desselben Prozesses, die einander bedingen. Es ist der elementare, spontane Klassenkampf, der die theoretischen Einsichten produziert – und durch diese auf eine höhere Stufe gehoben wird.

«Die Arbeiterklasse in allen Ländern lernt erst im Verlaufe ihres Kampfes kämpfen. (...) Die Sozialdemokratie (..), die nur die Vorhut des Proletariats ist, ein Teil der ganzen arbeitenden Masse, das Blut aus ihrem Blut und Fleisch von ihrem Fleische, die Sozialdemokratie sucht und findet die Wege und besonderen Losungen des Arbeiterkampfes lediglich im Masse der Entwicklung dieses Kampfes, wobei sie aus diesem Kampf allein die Hinweise für den weiteren Weg schöpft.» (In revolutionärer Stunde: Was weiter?, GW 1.2, S. 554)

Spontaneität ist immer schon durch Organisation vermittelt, wie Organisation sich durch Spontaneität vermitteln muss. Nichts wäre falscher, als Rosa Luxemburg eines abstrakten 'Spontaneismus' zu bezichtigen.

Unter dem Eindruck der über Europa hereinbrechenden Welle von Massenstreiks, besonders aber der russischen Revolution von 1905 entwickelt sie die Dialektik von Spontaneität und Organisation. Die Organisation gilt ihr nicht wie der sozialdemokratischen Orthodoxie der 2. Internationale als das Produkt der wissenschaftlich-theoretischen Einsicht in die historische Notwendigkeit, sondern als das des wirklichen Klassenkampfes.

«Die Sozialdemokratie ist nichts anderes als die Verkörperung des vom Bewusstsein über seine historischen Konsequenzen getragenen Klassenkampfes des modernen Proletariats. Ihr eigentlicher Führer ist in Wirklichkeit die Masse selbst, und zwar dialektisch in ihrem Entwicklungsprozess aufgefasst. Je mehr sich die Sozialdemokratie entwickelt, wächst, erstarkt, um so mehr nimmt die aufgeklärte Arbeitermasse mit jedem Tage ihre Schicksale, die Leitung ihrer Gesamtbewegung, die Bestimmung ihrer Richtlinien in die eigene Hand. Und wie die Sozialdemokratie im ganzen nur die bewusste Vorhut der proletarischen Klassenbewegung ist, die nach den Worten des Kommunistischen Manifestes in jedem Einzelmoment des Kampfes die dauernden Interessen der Befreiung und jedem partiellen Gruppeninteresse der Arbeiterschaft gegenüber die Interessen der Gesamtbewegung vertritt, so sind innerhalb der Sozialdemokratie ihre Führer um so mächtiger, um so einflussreicher, je klarer und bewusster sie sich selbst nur zum Sprachrohr des Willens und Strebens der aufgeklärten Massen, nur zu Trägern der objektiven Gesetze der Klassenbewegung machen.» (Der politische Führer der deutschen Arbeiterklasse, GW 2, S. 280)

Und:

«Die moderne proletarische Klasse führt ihren Kampf nicht nach irgendeinem fertigen, in einem Buch, in einer Theorie niedergelegten Schema; der moderne Arbeiterkampf ist ein Stück in der Geschichte, ein Stück der Sozialentwicklung, und mitten in der Geschichte, mitten in der Entwicklung, mitten im Kampf lernen wir, wie wir kämpfen müssen. (...) Das ist ja gerade das Bewundernswerte, das ist ja gerade das Epochemachende dieses kolossalen Kulturwerks, das in der modernen Arbeiterbewegung liegt: dass zuerst die gewaltige Masse des arbeitenden Volkes selbst aus eigenem Bewusstsein, aus eigener Überzeugung und auch aus eigenem Verständnis sich die Waffen zu ihrer eigenen Befreiung schmiedet.» (Der politische Massenstreik und die Gewerkschaften, GW 2, S. 465)

Kritik der Oktoberrevolution

Im Vorfeld der Oktoberrevolution in einem Artikel über die russische Februarrevolution 1917 (Die Revolution in Russland, GW 4) beschreibt Luxemburg diese als eine Revolution des Proletariats, die liberale Bourgeoisie sei durch die proletarische Machtentfaltung an die Spitze der Bewegung gestossen worden. Aufgabe des russischen Proletariats sei es nun, den imperialistischen Krieg zu beenden, dazu aber müsse es gegen die eigene, imperialistische Bourgeoisie kämpfen. Der imperialistische Weltkrieg habe Russland reif für die sozialistische Revolution gemacht. Damit sei allerdings «auch das deutsche Proletariat (...) vor eine Ehrenfrage und eine Schicksalsfrage gestellt.» (Ebd., S. 245)
Ihre scharfe Kritik der Oktoberrevolution und der Bolschewiki mildert sie ab, indem sie die Fehler der Revolution und der Bolschewiki mit dem «völlige(n) Versagen des internationalen Proletariats» (Zur russischen Revolution, GW 4, S. 334) erklärt. Trotz aller Kritik bleibe es das Verdienst der Bolschewiki, die Revolution gewagt zu haben.
«In diesem Aufreissen des sozialen Abgrunds im Schosse der bürgerlichen Gesellschaft, in dieser internationalen Vertiefung und Zuspitzung des Klassengegensatzes liegt das geschichtliche Verdienst des Bolschewismus, und in diesem Werk – wie immer in grossen historischen Zusammenhängen – verschwinden wesenlos alle besonderen Fehler und Irrtümer der Bolschewiki." ([Fragment über Krieg, nationale Frage und Revolution], GW 4, S. 366)

Nach der Oktoberrevolution wird es zur «geschichtlichen Verantwortung» der deutschen Arbeiter, nunmehr selbst die Revolution zu machen und somit den Krieg zu beenden. (Die geschichtliche Verantwortung, GW 4, S. 374) Als im November 1918 auch in Deutschland die Revolution ausbricht, agitiert Rosa Luxemburg sofort in Richtung soziale Revolution: «Die Abschaffung der Kapitalsherrschaft, die Verwirklichung der sozialistischen Gesellschaftsordnung – dies und nichts Geringeres ist das geschichtliche Thema der gegenwärtigen Revolution. Ein gewaltiges Werk, das nicht im Handumdrehen durch ein paar Dekrete von oben herab vollbracht, das nur durch die eigene bewusste Aktion der Masse der Arbeitenden in Stadt und Land ins Leben gerufen, das nur durch höchste geistige Reife und unerschöpflichen Idealismus der Volksmassen durch alle Stürme glücklich in den Hafen gebracht werden kann.» (Der Anfang, GW 4, S. 397)

Die soziale Revolution verlange, dass die Macht in die Hände der Masse fällt, in die Hände der Arbeiter- und Soldatenräte. Dies sei das Programm der Revolution. Es sei jedoch ein weiter Weg vom Soldaten – vom «Gendarmen der Reaktion» – zum revolutionären Proletarier.

Die Rolle der Partei

Die Partei, die Vorhut der Arbeiterklasse hat der Masse der Arbeitenden nur die Einsicht in die Notwendigkeit des Sozialismus und der sozialistischen Revolution voraus. Die inneren Widersprüche des Kapitalismus, der Antagonismus von Kapital und Arbeit werden immer wieder die Revolution auf die Tagesordnung setzen. Die Revolution aber wird die Massen schulen, wird aus ihnen Revolutionäre machen:
«Die Geschichte ist die einzige wahre Lehrmeisterin, die Revolution ist die beste Schule des Proletariats. Sie werden dafür sorgen, dass die 'kleine Schar' der Meistverleumdeten und -verfolgten Schritt um Schritt zu dem wird, wozu ihre Weltanschauung sie bestimmt: zur kämpfenden und siegenden Masse des revolutionären sozialistischen Proletariats.» (Die Reichskonferenz des Spartakusbundes, GW 4, S. 478)

Aufgabe der Partei ist es nur, die rückständigen Massen zur Selbständigkeit zu erziehen, sie zu befähigen selbst die Macht zu übernehmen. Es ist die Schulung des subjektiven Elements in der Revolution, d. h. des Bewusstseins der Arbeiterklasse über ihre historische Mission, das die Partei vollbringen kann. Die Revolution selbst kann nur durch die Arbeiterklasse vollbracht werden. Eine Partei, die die Arbeiter bevormundet, sie «vertritt» – etwa in Parlamenten – und an ihrer Statt handelt, muss versumpfen und selbst zum Organ der Konterrevolution werden.

Glaube an die Revolution

Rosa Luxemburgs letzte überlieferte Worte, niedergeschriebenen am Vorabend ihrer Ermordung, waren ganz ihrem Glauben an die Massen und an die Unvermeidlichkeit der Revolution verschrieben:

«Die Führung hat versagt. Aber die Führung kann und muss von den Massen und aus den Massen heraus neugeschaffen werden. Die Massen sind das Entscheidende, sie sind der Fels, auf dem der Endsieg der Revolution errichtet wird. Die Massen waren auf der Höhe, sie haben diese 'Niederlage' zu einem Glied jener historischen Niederlagen gestaltet, die der Stolz und die Kraft des internationalen Sozialismus sind. Und darum wird aus dieser 'Niederlage' der künftige Sieg erblühen.
'Ordnung herrscht in Berlin!' Ihr stumpfen Schergen! Eure 'Ordnung' ist auf Sand gebaut.

Zitate

«Freiheit nur für die Anhänger der Regierung, nur für Mitglieder einer Partei – mögen sie noch so zahlreich sein – ist keine Freiheit. Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden. Nicht wegen des Fanatismus der 'Gerechtigkeit', sondern weil all das Belebende, Heilsame und Reinigende der politischen Freiheit an diesem Wesen hängt und seine Wirkung versagt, wenn die 'Freiheit' zum Privilegium wird.»

«Marxismus ist eine revolutionäre Weltanschauung, die stets nach neuen Erkenntnissen ringen muss, die nichts so verabscheut wie das Erstarren in einmal gültigen Formen, die am besten im geistigen Waffengeklirr der Selbstkritik und im geschichtlichen Blitz und Donner ihre lebendige Kraft bewahrt.»

 

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